Mont Ventoux Nordroute, die Trügerische
(70 km, 1900 hm)

Route 9kl

Ein Höhepunkt für einen Urlaub am Mont Ventoux und für einen ambitionierten Radfahrer im Allgemeinen ist die Bezwingung des Mont Ventoux Gipfels in 1912 m Höhe.

Wie schon bei Route 8 erläutert, führen auf den Mont Ventoux drei verschiedene Routen: "Die Sanfte" (Route über Sault), "Die Erbarmungslose" (Südroute über Bedoin) und "Die Trügerische" (Nordroute über Malaucene).

Die hier beschrieben Nordroute trägt ihren Namen "die Trügerische" ebenso zu recht wie die Südroute den ihren. Auf den Grund kommen wir an anderer Stelle zurück. Der Verfasser dieser Zeilen ist als bekennender Masochist sowohl die Nord route als auch die Südroute schon mehrfach gefahren, trotzdem fällt es nach wie vor schwer zu entscheiden, welche Route schwieriger ist. Sie haben beide ihren ganz besonderen "Reiz" und ihren ganz eigenen, schwer vergleichbaren Schwierigkeitsgrad. Rein von den Höhenmetern und den durchschnittlichen Steigungsprozenten her nehmen sich beide Routen nicht viel.

Vom Ferienhaus aus muss man zunächst bis nach Malaucene fahren, ehe es so richtig rein in den Berg geht. Eine schöne Strecke dorthin führt über Flassan nach Bedoin und von dort über den Col de la Madeleine nach Malaucene. Das sind immerhin schon mal 23 km, die mit 330 Höhenmetern auch nicht gerade flach sind. Mit anderen Worten ideal zum warmfahren für die Nordroute.

Das Teilstück bis zur Kreuzung mit der D938 ist bereits bei Route 7 ausführlich beschrieben (siehe dort). Man sollte sich bei der Anfahrt vor Augen halten, was man noch vor sich hat, und es ruhig angehen lassen. Wenn es sehr heiß ist, dann ist das allerdings insbesondere zwischen Bedoin und dem Col de la Madeleine leichter gesagt als getan.

An der besagten Kreuzung mit der D938 halten wir uns nun rechts Richtung Malaucene, die Straße steigt zunächst leicht an, bis wir es nach einer Rechtskurve bergab nach Malaucene ein letztes mal rollen lassen können. Gleich hinter dem Kreisverkehr am Ortseingang sollte man rechts den Brunnen aufsuchen, um für das Finale die Trinkflaschen aufzufüllen.

Im Ort geht es dann scharf rechts hinauf auf den "Velolymp", man kann es durch die Beschilderung nicht verpassen, es sei denn, man hätte nach der Anfahrt bereits heimlich umdisponiert und möchte "versehentlich" vorbei fahren.

Jetzt wird es ernst: ca. 1500 Höhenmeter auf 21 Kilometern mit durchschnittlich 7% Steigung erwarten uns, die Strecke verläuft dabei vorwiegend durch mehr oder weniger dichte Waldgebiete. Es geht auch sogleich mit über 8% Steigung auf den ersten 3 Kilometern richtig zur Sache, an einem richtig heißen Tag um die 30° fragt man sich eventuell jetzt schon, warum man sich das eigentlich antut.

Doch halt, der Tritt wird plötzlich so leichtfüßig, das muss an der Super Form liegen, die man heute hat. "Mensch bin ich gut heute...". So in etwas sind die Gedanken, die einem durch den Kopf gehen, und das verleiht der Route auch ihren Namen "die Trügerische". Aber es ist nicht die Form, die uns beflügelt, sondern ständig wechselnde weniger steile Abschnitte bis hin zu kurzen, geradezu flachen Stücken, die Erholung vortäuschen. Man kommt sogar in die Verlegenheit, voller Übermut auf einen dickeren Gang zu schalten. Als Mathematiker wäre man allerdings misstrauisch und wüsste, dass sich die 7% Steigung im Mittel nur ergeben können, wenn man die zuvor genannten Abschnitte gelegentlich dezent ausgleicht.

Wir sind leider keine Mathematiker und werde jäh aus unserem Traum von der guten Form gerissen, denn jetzt kommt der Mann mit dem Hammer: Ein brutaler, ca. 4 Kilometer langer Abschnitt mit konstant 10% Steigung. Wenn man diesen Scharfrichter überstanden hat, dann war es das mit der Kraft in den Beinen. Wenn man anhalten muss weil der Schädel wummert oder die Beine versagen, dann hat man in dieser geradezu obszönen Steigung echte Schwierigkeiten, wieder anzufahren.

Dummerweise sind wir erst kurz vor der Skistation Mont Serein auf 1427 m Höhe, so dass uns noch knapp 500 Höhenmeter bevorstehen. Man kann sich durch die beeindruckende Aussicht hinunter auf das nördliche Mont Ventoux Umland etwas ablenken. Zu dem desolaten Zustand kommen an dieser Stelle nun meistens auch noch die Fliegen, die sich erstaunlicherweise in dieser Höhe auf schwitzende Radsportler als Opfer spezialisiert haben und einen fortwährend penetrieren. Vor der Skistation ist eine kurze flache Passage, ehe es scharf rechts in den restlichen Anstieg geht und man für das Flachstück mit nun fast 11% Steigung auf dem nächsten Kilometer umgehend büßen muss. Nach einem Kilometer mit 5% zur Erholung geht es dann auf die letzten vier Kilometer, die mit überwiegend 8% Steigung nochmal richtig weh tun. Der Wald hört irgendwann unvermittelt auf und man hat einen grandiosen Blick auf den Steilhang zum Gipfel, der jetzt sehr nah scheint, aber von dem uns immer noch etliche schwere Höhenmeter trennen. Oft ist es hier schon recht kühl und insbesondere im oberen Bereich sehr windig, das macht das ganze Unterfangen nicht gerade einfacher. Man sollte immer eine leichte Weste mitnehmen, um diese ggf. im letzten Aufstieg anziehen zu können.

Wenn wir uns durch die letzten Kilometer gebissen haben, entlohnt der Gipfel je nach Wetterlage mit einem atemberaubendem Panorama.

Wenn wir uns für die Abfahrt gestärkt und warm angezogen haben, fahren wir Richtung Chalet Reynard durch die "Mondlandschaft" ab und fahren weiter über "die Erbarmungslose" zurück zum Ferienhaus. Hinweise zur Abfahrt siehe Route 8.

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Impressionen

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