Mont Ventoux Südroute, die Erbarmungslose
(65 km, 1800 hm)

Route 8kl

Ein Höhepunkt für einen Urlaub am Mont Ventoux und für einen ambitionierten Radfahrer im Allgemeinen ist die Bezwingung des Mont Ventoux Gipfels in 1912 m Höhe.



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Auf den Mont Ventoux führen drei verschiedene Routen. Eine bekannte Rennradzeitschrift hat diesen einst in einem Artikel die sehr passenden Namen "Die Sanfte" (Route über Sault), "Die Erbarmungslose" (Südroute über Bedoin) und "Die Trügerische" (Nordroute über Malaucene) gegeben.

Die hier beschriebene "Erbarmunglose" bringt man genau mit diesem einen Wort auf den Punkt, die Route ist wirklich erbarmungslos: Kein anderer Anstieg ist so gnadenlos und durchgängig steil. Die Streckenführung ist schnell erklärt: Fahren Sie 22 km bergauf. Anschließend wenden Sie und fahren 22 km bergab.

Die klassiche Südroute beginnt in Bedoin. Wenn man direkt aus dem Ferienhaus über Flassan die Südroute in Angriff nimmt, fährt man bereits nach Flassan kräftig bergauf, was man aber optisch nicht wahrnimmt (siehe auch Beschreibung bei Route 1). Insofern empfiehlt es sich, zunächst locker "über die Dörfer" (z.B. über Mormoiron nach Bedoin zu fahren, um sich einzurollen und warmzufahren.

Ab Bedoin fährt man auf der D974 Richtung Mont Ventoux. Den ersten ca. 6 km langen Streckenabschnitt bis zur berühmten Haarnadelkurve in St. Estève sollte man nicht zu schnell angehen, denn die Straße steigt hier bereits mit 4 bis 5%, ohne dass man dies richtig wahrnimmt. Genießen Sie die Haarnadelkurve in St. Esteve, denn es wird ihre letzte Kurve für die nächsten 9 km mit durchschnittlich 9% Steigung (sic!) bis zum Chalet Reynard sein. Dieser Streckenabschnitt läßt sich am besten mit dem Wort "Leiden" beschreiben, neben der mörderischen Steigung kann einem die Hitze den Rest geben. In der bereits erwähnten Rennradzeitschrift ist der Protagonist einer regelmäßigen Glosse (Jawohl liebe Fans, es ist Brägel) in der Haarnadelkurve von St. Esteve mit dem Schlachtruf "Heia Pantani!" in den Aufstieg "gebrettert". Tun Sie das nicht, sondern teilen Sie sich die Kräfte ein. Es ist keine Schande, auch mal anzuhalten, wenn der Schädel bei großer Hitze zu zerplatzen droht oder der Pulsschlag langsam unangenehm wird. Die Radfahrer, die Ihnen mit 70-80 km/h entgegenkommen, nehmen ohnehin nicht wahr, ob Sie stehen oder fahren. Sollte der unwahrscheinliche Fall eintreten, dass ein "Konkurrent" von hinten naht, während Sie eine Verschnaufpause machen, tun Sie einfach so, als würden Sie den Sitz Ihrer Schuhe überprüfen. Allerdings will ein eventueller Halt wohl überlegt sein, denn mit zitternden Beinen bei 10% Steigung wieder anzufahren, ist auch nicht gar so einfach.

Nach der schier endlosen brutalen Steigung - die Straße ist fast schnurgerade an die Bergflanke geklatscht - erreichen wir früher oder (eher) später das Chalet Reynard auf 1400 Meter Höhe. Hier bietet sich ein kleines Päuschen an, denn vor dem Restaurant ist ein Parkplatz und eine große ebene Fläche, letzteres stellt bei der heutigen Tour bekanntlich eine große Ausnahme dar. Links vom Chalet ist auch ein Brunnen, um die Wasservorräte aufzufüllen.Wir halten die Pause kurz, um nicht aus dem Bergtritt zu kommen. Geradezu leichtfüßig fährt man nun in den letzten Streckenabschnitt, der einem erstmal mit seinen anfangs lächerlichen 6-7% flach vorkommt. Kein Wunder wenn man bedenkt, was die Beine zuvor als Durchschnittssteigung überwunden haben. Doch keine Sorge, die Leichtfüßigkeit gibt sich sehr schnell....

Auf diesem letzten Streckenabschnitt, der über ca. 7 km mit durchschnittlich 7% Steigung auf den Gipfel des Mont Ventoux auf 1912 Meter Höhe führt, hat man gleich zwei Feinde: Den eigenen schwächelnden Körper und den Wind. Nicht umsonst heißt der Berg Mont Ventoux. Die Straße windet sich nun durch die völlig kahle Geröllwüste des Mont Ventoux-Gipfels, man hat das Gefühl durch eine Mondlandschaft zu fahren. Die Gipfelstation scheint bereits sehr nah, doch es sind noch einmal 500 Höhenmeter auf dem Weg durch diese unwirtliche Landschaft zu bezwingen. Ungefähr auf halber Strecke liegt rechterhand das Denkmal für Tom Simpson, der bei der Tour de France 1967 hier verstarb.

Auf den letzten Kilometern wird es nochmals bis zu 9% steil, man hat das Ziel die ganze Zeit vor Augen, es gilt nun, sich durchzubeißen. Oft bekommt man auf den letzten Metern aufmunternde Zurufe von Passanten, die einen zumindest moralisch unterstützen.

Hat man es endlich geschafft, entlohnen die körpereigenen Glückshormone und der bei klarem Wetter grandiose Blick für die Schinderei.

Da wir auf dem gleichen Weg wieder abfahren, gibt es dazu nicht viel zu sagen: Die Abfahrt ist überraschend schnell erledigt, sie ist durch das ständige Bremsen regelrecht anstrengend und fast schon zu steil, um sie zu genießen. Ziehen Sie sich auf jeden Fall warm an und fahren Sie sehr vorsichtig. Auf dem zweiten Teil der Abfahrt vom Chalet Reynard kann man bei hoher Geschwindigkeit durch den Wald unvermittelt von einer relativ engen Kurve überrascht werden, die man beim Anstieg gar nicht als solche wahrgenommen hat!

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Impressionen

Mt Ventoux Gipfel

Simplson Memorial

Col-des-Arbeilles

Nesque